Manche Menschen – sogar erfahrene Floristen – denken oft, dass kreative Blumendesigns allein aus technischer Perfektion bestehen. Natürlich, Technik ist wichtig, aber das ist nur
die Oberfläche. Was viele übersehen, ist die Fähigkeit, Blumen nicht nur als Objekte, sondern als Ausdrucksmittel zu sehen. Ist eine Blume nicht viel mehr als Farbe und Form? In
unserem Ansatz geht es darum, diese Perspektive vollständig zu verändern. Teilnehmer beginnen zu verstehen, dass jedes Design eine Geschichte erzählt, dass jede Farbkombination
Emotionen hervorrufen kann. Es geht nicht darum, was „schön aussieht“, sondern darum, welche Botschaft eine Komposition transportiert. Und das ist ein Punkt, der oft unterschätzt
wird, sogar in der professionellen Welt. Ein Beispiel: Stellen Sie sich eine Hochzeit vor. Jeder denkt an weiße Rosen, vielleicht ein paar zarte Akzente in Pastellfarben –
klassisch, oder? Aber was wäre, wenn die Blumen die Persönlichkeit des Paares widerspiegeln könnten, ihre gemeinsame Reise? Ein Design könnte mutig, wild und voller
unkonventioneller Elemente sein, um eine stürmische, leidenschaftliche Liebe darzustellen. Teilnehmer beginnen, solche Geschichten hinter den Blumen zu sehen – und das verändert
alles. Es ist nicht mehr nur ein Job, sondern eine Art, mit Blumen zu sprechen. Und ja, manchmal bedeutet das, Regeln zu brechen. Aber ist das nicht der Kern von Kreativität?
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer tauchen in die Gestaltung kreativer Blumendesigns ein, indem sie zunächst mit ihren Händen arbeiten, bevor sie überhaupt Theorien oder Techniken
lernen. Der erste Schritt? Blumen anfassen, riechen, fühlen – fast schon meditativ. Es klingt simpel, aber viele merken dabei, wie schwer es ist, die richtige Balance zwischen
Lockerheit und Kontrolle zu finden. Es gibt keine PowerPoint-Präsentationen, sondern einen Tisch voller Blumen, Scheren, Draht und – zugegeben – manchmal auch Chaos. Ein Beispiel
aus der Praxis: Eine Teilnehmerin versucht, einen asymmetrischen Brautstrauß zu binden, doch die schweren Dahlien kippen ständig zur Seite. Was tun? Der Kursleiter schaut zu, greift
nicht ein, lässt sie scheitern. Das Scheitern gehört dazu – hier wird niemand an die Hand genommen, hier wird ausprobiert. Und plötzlich, nach mehreren Versuchen, steht der Strauß.
Der Moment, in dem die Augen der Teilnehmerin aufleuchten, ist unbezahlbar. Hinter den Kulissen passiert mehr, als man denkt. Die Materialien werden strategisch ausgewählt, immer
mit dem Ziel, die Kreativität zu fördern – und manchmal auch zu provozieren. Warum zum Beispiel Stroh statt Satin für eine Tischdekoration? Das irritiert, bringt aber oft neue Ideen
hervor. Und dann gibt es diese stillen Momente, in denen jemand einfach nur dasitzt und eine Blüte betrachtet, als ob sie alle Geheimnisse der Welt in sich trägt. Eine
Herausforderung, die oft unterschätzt wird, ist die Zeit. Manche Teilnehmer sind so vertieft, dass sie völlig die Stunden vergessen – bis sie merken, dass der Kursleiter die Lichter
dimmt, um sie dezent daran zu erinnern, dass der Tag endet. Das zeigt, wie intensiv dieses Lernen ist. Es geht nicht nur um Technik, sondern darum, eine Verbindung zu den Blumen,
den Materialien und – am wichtigsten – zu sich selbst aufzubauen.